Landleben

 

Januar

Drei Nächte im Januar oder: das Märchen von der frischen Landluft

Im Winter
alles ist erfroren, der Boden hart,
da geht der Landwirt an den Start.
Die Güllepanzer rollen, künden schauerlichen Sieg:
erklären den armen, stummen Feldern Krieg.

Die Räder rollen in der Nacht –
kaum jemand schläft im Dorf, wir halten Wacht.
Saubere Luft am Morgen ist nicht angesagt –
Weh dem, der sich zu tief zu atmen wagt.

Frische Landluft?
Ja – das war einmal!
Hier stinkt es eher wie in einer Gruft!
Uns wird schlecht, unsre Gesichter fahl.

Was wird dem Landwirt nun geschehen?
Hat es Sinn, zu ihm zu gehen?
Und zu reden?
Nein – da kommt es nur zu großen Fehden.

Und unsre gute Polizei
zaubert auch nicht aus dem Nichts
eine andre Politik herbei!

Und doch: auch hier gilt: „Sage Nein!“
Hör nicht auf „Gerechtigkeit!“ zu schreien.

 

 

25.10.11

Maisernte

Landwirtschaftsfahrzeuge
donnern wie Panzer
durch die Allee
Gewalt ist das!
Im Graben steh
ich daneben
und fühle alles erbeben.
Krieg der Erde!
Friede dem Konsum …
So bringen wir uns selber um!

 

Mutter Erde

Mutter Erde
ist kein geheimnisvoller Boden mehr,
auf dem wir Schritte tun …
Schwergewichtig wird sie platt gewalzt
und aufgerissen
kreuz und quer
mit Gülle überschissen …
das ganze Dorf wird schier erstickt …
Und nie mehr darf sie ruhn …
gezüchtigt ist sie,
vergewaltigt, ausgebeutet, erdrückt.

 

Für das Privileg auf dem Land zu leben bin ich sehr dankbar! Als Stadtkind aus dem Ruhrpott ist für mich jeder Spaziergang direkt vor der Haustür so wunderschön! Und doch bin ich damit konfrontiert, dass ich eigentlich auch hier in einer Insdustrielandschaft lebe. Wenn gegüllt wird, wenn gepritzt wird, wenn Maisernte ist, fühle ich es am Meisten. Es geht uns schlecht, die Auswirkungen spüren wir an unserer Gesundheit, ganz zu schweigen von der armen Erde und den Lebewesen, die eigentlich in und von ihr leben sollten. An Wiesenblumen ist kaum noch zu denken, wir spazieren durch Plastikgrün fast ohne einen Tupfer. Die Insekten und Vögel verschwinden. Bei uns kann man sie immer noch finden, aber doch reduziert. Gott sei Dank ist der Park, der zu unserem Gelände gehört, wie eine kleine Oase. Es gibt Ecken, die wild blühen dürfen und Lebensraum für Kleine Tiere bieten, und für Wildkräuter, die man essen kann.

Seit einiger Zeit ist die massive Beteiligung der konventionellen Landwirtschaft am Klimawandel endlich in der öffentlichen Diskussion gelandet. Als ich die kleinen Gedichte schrieb, vor einigen Jahren, war davon noch fast nichts zu hören. Man fühlte sich noch ohnmächtiger.

Es ist wichtig, das Unbehagen auszudrücken, jeder auf seine Weise, und am Neuen gleichzeitig mitzubauen. In dieser Zeit sind wir verbunden mit der solidarischen Landwirtschaft in unserer Region. In früheren Jahren haben wir Gemüse und Kartoffeln mit angebaut auf einem Bio Hof. Wir versuchen so gut es geht uns biologisch und fair gehandelt zu ernähren und zu kleiden. Natürlich sind wir auch nur auf dem Weg …