Ende Februar
Wann wird der Winter weichen?
Weiße Nebel wallen durch die Eichen.
Die Wolken wirken grau und schwer
über Wiesen, Wald und Meer.
Regen, Tränen, Schnee, ein Heer.
Doch Knospen quellen schon an Zweigen,
die sich unterm Schnee noch neigen,
Kleine Glöckchen stechen durch den Frost.
Seele, Mut! Finde Trost.
10.1.10
Neujahrsbrief mit Brombeerblatt
Wenn´s ginge hätte ich eine Schneeflocke aufs Papier geklebt,
damit du siehst, was ich gerad seh´:
Schnee
Schnee
Schnee !
Wie seit Jahren nicht mehr,
fegt er in staubigen weißen Böen
übers Land, weht die Straßen zu,
und endlich ist am Sonntag Ausflugsruh…
So ist es nur dies kleine
Brombeerblatt
ein Herbstrest,
der sich in diese weiße Welt verloren hat.
Das Jahr grüßt uns
im weißen Kleid:
Alle Unterschiede sind aufgehoben,
die Welt wirkt neu und weit,
doch auch öd, wie eine Wüste,
in der ich mich,
hätt´ ich nicht dich
verlieren müsste.
1. Dezember 17
Kalte rote Sonne
Fernes Türkis-Rosa
Mit grauen zerfetzten
Wolkenstreifen
Kleine warme rote Kerze
in der Grablaterne
Treu darum herum rankender Efeu
Eine winzige neu gepflanzte
Trauerweide
Auf der feuchten Holzbank
sitze ich
1. Advent 17
Hoffnungshauch
Plötzlich rauscht der Brunnen melodischer
Die Kerze vor dem Haus
scheint in mein Herz
Die kleine alte Katze hebt
das rechte Tätzchen
als könnte sie noch jagen …
durch den feuchten Nebelhimmel
blitzt für einen Moment die Sonne
15.12.10
Wintermorgen am Kai
Schön bist du, grauer Morgenhimmel mit Fahnen von hellem Blau,
Strandgras, Stegplanken voll Schnee,
und dass ich genau hier jetzt steh,
junges Morgenlicht über dem Wasser seh,
die Kälte beißt mich rau.
Schön die verschiedenen Häuser am Jungmannsufer,
eisiges Wasser überspült den Kai,
am Glühweinkiosk geh ich vorbei,
da erklingt klagender Möwenschrei:
der Hunger-Rufer
Grenzgänger, Mittler zwischen Meer und Land
Trauerliedersänger,
Fischefänger,
komm, nimm das Brot aus meiner Hand.
17. 12.10
Der weiße Schnee
liegt als dunkle Decke
auf unseren Dachfenstern.
Finster wird´s sogar am Tag –
wir machen Licht,
versuchen die Luke aufzustoßen.
Nur einen Spalt –
Schnee und Eis brechen herein.
Ich grab mit der Hand eine Lücke hinein.
Das ist so beißend kalt, tut so gut!
Ich fühle, ich lebe…
nun gibt es einen Lichtstreifen und einen Luftstrom,
Das macht Mut
Schneediamanten
Schneediamantensplitter blitzen
Das Weiss der Felder blendet
Eiszapfenvorhänge mit scharfen Spitzen
Der Winter ist vollendet.
Ein so zartes, schmelzendes Himmelsblau –
Mein Gesicht schmerzt in eiskalter Luft
Aus der zugeschneiten Au
Weht ein Hauch Frühlingsduft.
Am Parkrand zittert raschelnd etwas braunes Laub
Es spricht mich an, ich bleibe stehen
„..verstehe dich, Du wirst gesehen..“
Ich fühle mich, ja, doch ich fühle mich taub..
7.2.10
Grimmiger Winter
Mittlerweile ist es ein
grimmiger, grauer Winter
Eisige Winde fegen über die
verharschten Felder
Kein Vogel, kein Reh
finden sich mehr allein zurecht
Ich seh´ kein Grün
spür keinen warmen Strahl
Seh´ keine Wolke ziehn
Alles steht stumm und kahl
Soll ich woanders hin
fliehn?
Dieses Jahr haben wir Schnee erlebt! So oft wird das nicht mehr geschehen – leider! Einige Gedichte entstanden in einem Jahr mit wochenlangem Schnee in Norddeutschland, nämlich 2010.
Jetzt, Ende Februar, ist es gerade noch Zeit, sich auf Wintergedichte einzulassen, auch wenn es schon warm wird und Vieles blüht und sogar der Sprosser schon wieder singt und die Mücken in der Sonne tanzen …