Bitten und Danken

August 2018

Dankteil

Ich bin unendlich dankbar
für das sanfte Rascheln der Blätter
im lauen Wind
für das himmlisch atemberaubende
Blau
des Himmels
das ruhigere Blau des Meeres
des Horizonts
die weißen Segel
den feinen Sand unter meinen Füßen
die Steine die Muscheln die Algen
die ich durchschwimme
die Tränen in meinen Augen
dafür dass ich angesichts der sich
vollziehenden Schrecken
die Schönheit mit Dank genießen kann
unter Trauer

 

9/16

Bitten und Danken

Öffne meinen stummen Mund
Meine Stimme für die Stummen.

Eine Stimme für mein Verstummen …

Danke für das Schweigen
wo Worte versagen müssen.

Wie können wir angesichts von Auschwitz
und aller Gewalttaten
Von deiner Gerechtigkeit ausgehen?

Es sei denn, wir selber
bemühen uns darum.

 

März 2017

Am Morgen

Gestern war ein blauer
heute ist ein grauer
Tag
und eh ich irgendetwas dazu sag:
Ist auf meinen Lippen schon ein Lied.
Wach auf mein Herz und singe!
Was immer auch geschieht.
Ein strahlend blauer
Ein demütig grauer
Ein fröhlicher, trauriger
müder oder wacher
Tag
Ich bin da
Jetzt, Heute, Hier
im Ich
im Du
im Wir.

 

März 2016

„Du bist es, der mich findet“

Du hast mich gefunden
im dunklen Blick der Flüchtlinge
am Bahnhof
auf dem falschen Bahnsteig
im falschen Zug
ratlos vor dem Fahrplan

In der Frau im Wartezimmer,
die plötzlich ihr Gesicht für mich öffnet
mir ihre Schmerzen erzählt

Du hast mich gefunden
in Zürich, der bunten, lauten, schnellen Stadt
der schicken Lifestyle Stadt
in Dac Ngan, der Zarten und Sanften
die uns beschenkte
in meinem lieben Sohn
tapfer gingen die jungen Leute mit uns durch die Stadt
In Musikern an der Limat

Gefunden hast Du mich

 

März 2013

Dunkle Momente

Was bin ich
ohne Dich,
Mann …

Was ohne das Schweigen,
mit dem ich hinhören kann …

Stille …
Nichts …

Summen, Sausen in den Ohren …
Angst …
Leere …

bin ich ohne Dich
verloren?

Nichts …
Sausen, Dröhnen …

Kann ich, soll ich, will ich
mich mit Dir, mit Euch, mit mir
versöhnen?

Nichts – Stille.

Was geschieht?
Wohinein werde ich geboren?
Dunkel – eng.
Bin ich in dieser Welt
und wo auch immer
verloren?
Wer und wo
bist Du, Gott?

In der Verlorenheit,
ohne Dich und Euch,
ohne Sonne und Wind,
ohne Bläue und Duft,
ohne Raum und Zeit?

Ich höre:
Du gehst mit.
Das ist Dein Wesen.
Mitleid, Sympathie.
Ich kann leiden,
sterben und verzweifeln.
DU BIST DA
Mit mir.
Verzweifelst auch.
Ich spür Dich nicht
Mein Gott.
Doch verloren bin ich nie.

Bitten  und Danken vollziehen sich immerfort in mir, wenn ich mich öffne für meine Gefühle und sie wahr sein lasse. Sie erzeugen einen Resonanzraum, in dem ich nicht mehr einsam bin, Abstand gewinne und da heraus eine klarere Sicht, um weitere Schritte auf meinem Weg zu finden.

Link: Gebet als Resonanzereignis

Link: Geborgen