Der neunte Elfte ist in Deutschland ein Erinnerungstag, ein Gedenktag, ein Feiertag. Manche nenne ihn „Schicksaltag“. Am 9.11.1848 wurde der Demokrat Robert Blum von Truppen der Gegendemonstration erschossen.
Am 9.11.1918 begann die erste deutsche Republik
Am 9.11.1938 war die Reichspogromnacht, in der 267 Synagogen und 7000 jüdische Geschäfte in Brand gesetzt und geplündert wurden und 1500 jüdische Menschen ums Leben kamen.
Am 9.11. 1989 fiel die Mauer, die Deutschland in zwei Teile trennte
Im Gedenken daran stelle ich zwei kleine Texte ein.
Der Neunte Elfte
Der Neunte Elfte
Ein schwerer Tag
Ein leichter Tag
Ein Tag voll Unrecht und Leid
Ein Tag voll Hoffnung
Ein Tag
Maskenlos
Was möglich ist
Zeigt sein Gesicht
Sei es die Fratze
Sei es ein Lächeln
Die Sache
Sie wollten, dass Gras über die Sache wachse –
und es wuchs.
Auch Blumen, Kräuter.
Sie wurden geerntet, verzehrt.
Allmählich ging es ihnen immer schlechter –
eine schleichende Vergiftung –
Die Sache brachte
böse Blumen hervor,
und auch das Wasser
schadete ihnen nun.
Sie wurden schwächer.
Was tun?
Sie erinnerten sich der Stelle,
gruben tief und
gruben die Sache aus.
Was nun?
Keiner wollte das böse Erbe.
Wohin damit?
Nützlich war es nicht,
schädlich war es, eingegraben und bewachsen.
Sie stellten es auf einen öffentlichen Platz
und gingen mit Schaudern daran vorüber.
Aber sie erstarkten wieder, wurden frischer, klarer.
Dann bauten sie ein Glashaus um die Sache.
Ein Erinnerungshaus.
Die Sache war hässlich, keine Zierde –
Sie würden aber mit ihr leben müssen,
damit niemand mehr vergiftet würde.
Außerdem möchte ich eine Lanze brechen für das Erinnern. Es ist eine Kunst, ganz im Hier und Jetzt zu leben und doch Vergangenes, dass uns zu dem gemacht hat, was wir heute sind, nicht auszuklammern, sondern es wahr sein zu lassen, um die angemessenen Wege in der Gegenwart zu gehen.
Aber angenehm ist es wirklich nicht immer und sicher auch nicht immer angezeigt.
Zu den genannten Gelegenheiten, denke ich, ist es immer wichtig. Man sollte nicht für immer vor dem Haus stehen bleiben und hineinschauen, sondern der Weg führt hin und wieder mal daran vorüber. Damit müssen wir leben, wenn wir nicht „vergiftet“ werden wollen.
Novemberwachen, Gedenktag Reichspogromnacht
Ein kleiner Vogel gibt den Ton des Tages an
und fordert mich heraus: „Und jetzt bist du dran!“
Ich steh aus meinen bösen Träumen auf und geb ihm Recht:
Der Tag bringt Hoffnung. Alles ist nicht schlecht.
https://www.politische-bildung.de/reichskristallnacht-reichspogrom
https://petras-lyrik-blog.de/ein-haus-fuer-die-hoffnung/