Nichtsnutzpflanze

Nichtsnutzpflanze – das Wort kennen wir nicht. Aber wohl: Nutzpflanzen. Auf Kosten vieler Pflanzen und Tierarten werden Nutzpflanzen gezüchtet und kultiviert, wer weiß es nicht? Arten sterben. Was vordergründig nicht den schnellen, sichtbaren Ertrag bringt, wird „aussortiert“, die Gefahr ist groß, dass dieses Denken sich auch und immer wieder neu und in vielfachen Zusmmenhängen auf Menschen bezieht. Es ist in uns, ob wir es hören wollen oder nicht.

Hört gerne während des Lesens ein wenig Meditationsmusik:

 

Großzügig
wird das Land vergiftet.

Was anders ist, wird nicht bestehen.
Es wird uns, doch was macht das schon, verloren gehen.

Dafür ist der Nutzen groß, die Ernte rein,
der Ertrag ist hoch und bringt was ein.

In Reih und Glied stehn sie da
gestärkt, gezüchtet, gestählt –
Wie ein Heer.
Wichtig ist nur: Wird es immer mehr?!
Das ist das Einzige, was zählt.

Wir atmen das Gift, es zieht in uns ein
und hinterlässt uns
alles andere als „rein“.

Die Arten sterben. Blumen, Tiere
können nicht bestehen, müssen gehen.

Manch einer will
dass es auch scheinbar Schwaches gibt,
dass es in seiner Schönheit fortbesteht.
Manch einer möchte nicht,
dass scheinbar Nutzloses
verloren geht.

 

 

Wer kennt die Nichtsnutzpflanze?
Noch nie gehört?
Nur, dass manche Pflanze
scheinbar das große Ganze stört?

Platz nimmt sie weg –
hier könnte auch die Einheitspflanze sein –
ohne sie wäre doch
das große Ganze und die Ernte „rein“?!

Für die Nutz – Ernte
bringt die Nichtsnutzpflanze
doch nichts ein?

Drum wird sie vergiftet
und Einheit gestiftet …

Andrerseits – sie ist doch so schön!
Unser Auge erholt sich, wenn wir sie sehn.
Schmetterlinge, Bienen, Schwebfliegen um sie tanzen –
Warum ist sie nicht ein Teil des großen Ganzen?
Warum lassen wir die Nichtsnutzpflanze denn nicht stehn?

Klar: „Zäh wie Leder, hart wie Kruppstahl“
ist sie nicht –
Sie hat ein schwächeres Gesicht:
Sie ist anders
Sie ist bunt
und macht das große Ganze rund.

 

Pateneltern

In winziger Wohnung
sitzen Zwei,
die ihr Leben lang auf dem Bauernhof waren.

In winziger Wohnung
behelfen sie sich –
Sie können nirgendwo hin mehr fahren.

In winziger Wohnung
werden sie sterben –
alt, weise und grau:

Der kindliche Uli und Lenchen,
seine Frau.

Dement ist Er,
sie ist sprühend wach –
In winziger Wohnung
gibt’s oft auch Krach.

„Es war nicht alles schlecht“
sagt Er.
Wir müssen lachen. Er hat Recht.
Und war es oft auch noch so schwer.

Er schaut uns mit warmen Blicken an,
Lenchen streichelt schnell ihren Mann,
mit Tränen in den Augen:
Dieser Schatz soll nun angeblich nichts mehr taugen?

In winziger Wohnungen ist Leid und Glück.
Ins gewohnte Geleise gibt’s kein zurück.
Verändert ist alles! Doch der Kern ist noch da:

Herzenswärme

So wie sie immer war.

 

 

Müde Menschen
Alte Menschen
Junge Menschen
Kinder
Tiere
Pflanzen
Alle, alle wollen wir
im Reigen Leben tanzen

Jeder auf seine Weise
für sich allein
zaghaft
langsam
rasant
verspielt
Jeder auf den großen Reigen zielt

Jeder, Jede, Jedes
gehört auf seine eigne Art dazu
tanzt sich müde –
findet endlich Ruh

https://www.youtube.com/watch?v=BiqlZZddZEo