Todesangst und Resilienz

26.3.18

Meine Todesangst

Meine Todesangst
willst mich vom Leben trennen
treibst mich an davonzurennen

Mit großem Getöse
nahst du dich
überfällst mich
von hinten
wenn ich nicht fliehe

Aber du bringst mich auch dazu
das Leben
erst recht zu lieben
wachsam zu sein
Kein Augenblick ist zum Lieben zu klein

Bringst mich zum Singen
gegen die Angst
für das Leben
Keine Schwingung in die Welt gesetzt
war je vergebens

Zum Schreiben und Impulse spüren
und befolgen
Zum Ungehorsam sein
wenn Erstarrung droht

Im Leben will ich lebendig sein
nicht tot

November 2018

Taufe

Mich reinigen
Jeden Morgen neu
Mit viel Wasser
Und einem frischen
Weißen Kleid
Was auch immer gestern war
Ich fange neu an und
Kehre um zu mir
Zur Liebe

 

25.8.18

Resilienz

Über der Klippe
hängt
mit trockenen Wurzeln
ein Baum in der Luft

Mit wenigen Wurzeln
klammert er sich noch
oben im Wald fest

Sein saftiges grünes Laub
leuchtet in der Sonne

Er tut was er kann
um zu leben

 

Noch dazu ein Haiku

Trockene Wurzeln hängen
über die Klippe
grünes Laub leuchtet am Baum

 

Die Todesangst war schon immer das große Thema meines Lebens. Auch als Kind drohte sie, mich zu überfallen und zu lähmen. Im letzten Jahr der Corona Krise, ist sie wieder aufgebrochen und war sehr lähmend. Was ich gelernt hatte, nämlich ihr ins Gesicht zu sehen und mich mit ihr zusammen dem Leben und Lieben im Alltag zuzuwenden, schien erloschen. Aber langsam, meistens im Betrachten der Natur, aber auch im neuen wahr sein lassen der Tatsache, dass ich und wir sterben müssen und wir alle im selben Boot sitzen, hat diese Reilienz des von mir beschriebenen Baumes wieder gegriffen und ich konnte mich dem Leben zuwenden und mehr Vertrauen fasse.